Rede Luca von inter*stellar München / OII Deutschland

Intergeschlechtlichkeit und Selbstbestimmung

 

Ich bin Luca und ich bin Teil der deutschen Vertretung der Internationalen Vereinigung Intergeschlechtlicher Menschen (Organisation Intersex International) und wir haben vor kurzem eine Gruppe für intergeschlechtliche Menschen in München gegründet: Sie heißt "inter*stellar München".
Letztes Jahr hat das Bundesverfassungsgericht entschieden, dass es eine dritte positive Option im Personenstand geben soll, für die Menschen, die nicht durch den männlichen oder den weiblichen Eintrag repräsentiert werden. Das ist ein wichtiger Schritt, um Selbstbestimmung und Sichtbarkeit zu stärken!
Aber jetzt hat Seehofer mit dem Innenministerium einen Gesetzesentwurf vorgelegt, um diese Entscheidung umzusetzen. Dieser Entwurf ist eine Enttäuschung, Entwürdigung und Diskriminierung! Inter* und Trans* Verbände wurden nicht beteiligt, ihre Vorarbeiten wurden nicht berücksichtig, ihre Vorschläge wurden ignoriert. So sieht Selbstbestimmung und Partizipation nicht aus! Seehofer will uns mit seinem Gesetz in eine abwertende Restekategorie wie "anderes" oder "weiteres" packen. Er will die dritte Option nur für intergeschlechtliche Menschen, denen ihr Inter* Sein in einem ärztlichen Gutachten diagnostiziert wurde. Das bedeutet, dass Inter*Menschen weiter pathologisiert, weiter stigmatisiert werden. Das bedeutet, dass Inter* Kinder zwangsgeoutet werden. Und das bedeutet, dass nicht-binäre Trans* Menschen abgegrenzt und ausgeschlossen werden So sieht Selbstbestimmung und Partizipation nicht aus! Doch wir wollen einen selbstbestimmten, positiven Geschlechtseintrag, der allen Menschen offen steht, unabhängig von körperlichen Merkmalen! Oder gleich die Abschaffung des Geschlechtseintrags für alle Menschen! Wir wollen uns nicht länger pathologisieren lassen. Wir wollen keine Definitionsmacht der Ärzte über unsere Körper. Wir wollen keine Diagnosen die uns definieren. Es sind unsere Körper. Wir brauchen kein Gutachten, um zu wissen wer wir sind. Was wir brauchen, ist Selbstbestimmung. Inter* sein ist keine Krankheit! Es werden immernoch jeden Tag intergeschlechtliche Menschen, vor allem Kinder und Jugendliche, uneingewilligten kosmetischen Eingriffen wie Operationen und/ oder Hormonbehandlungen unterzogen, um ihre Körper nach den Normen zu formen. Diese Eingriffe sind schwere Menschenrechtsverletzungen. Sie müssen endlich beendet werden! Wie im Koalitionsvertrag vereinbart müssen endlich Geschlechtsverändernde Eingriffe an Kindern verboten werden. Wir wollen Anerkennung, Selbstbestimmung, Sichtbarkeit und Teilhabe! Wir wollen echte Selbstbestimmung! Über unseren Geschlechtseintrag, über unsere Körper, über unser Leben! Unser Geschlecht gehört uns!